Freitag, 22. Juni 2012

Der Duft der Windseele


„Die Seele ist wie der Wind über den Kräutern.“ Hildegard von Bingen

Wenn der Wind über mich streift und Kühlung schenkt, welch ein Geschenk ist das, wenn die Sonne brennt. Wenn der Wind mir das Haar zaust und ins Gesicht bläst und mir die Gedanken aus dem Kopfe peitscht, welche Gnade ist das. Erfrischung, hinwegfegen von Altem, das Meer berühren, Wellen hoch peitschen, mich umstürmst und umschmeichelst du. Den Duft der Wiesen, des Meeres, der Wälder, der Erde, des Regens, der Sonne, den Duft von Allem bringst du Wind. Mächtig bist du. Stark. Erhebend. Du Wind, mein ureigenstes Element. Ich liebe dich, egal wie stark du bläst. Noch habe ich keinen Orkan erlebt, noch war ich immer beschützt, wenn er allzu arg rüttelte. Je älter ich werde, umso weniger fürchte ich seine Kraft. Nein, ich empfinde seine Kraft in mir. Er ist wie ich. Wind, du mein Geselle. Mein König! 
Liebe ich deshalb den Streit, wenn er gut ist, alte Gedanken zerstört und Platz erschafft für neue Gedanken? Ja. ich liebe den Streit, der mich und die anderen vorwärts bringt. Wie ein frischer Wind das Laub erhebt und den Sand aufwirbelt, so übermittelt er die Botschaften alles Lebendigen und treibt sie voran.
Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter streift. Von Duft erfüllt, heilsam. Atem spendend. Erfrischend. Neu. Wach.





Wind, du weckst mich auf, erweckst meine Kräfte zu neuem Leben. 

Wind - welch schönes Wort! Seele – welch schöner Anblick! Kräuter – welch heilsame Kraft!

Meine Seele. Mein Wind. Meine Kräuter. Ich Seele, ich Wind, ich Kräuter. Ich bin. Wer?

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