„Ja, Gärten und Kinder sind es, um die es sich lohnt zu leben." Alma
de L’Aigne
Kinder und Gärten erstaunen mich immer wieder. Aus ihnen spricht das Unverhoffte, das mir Hoffnung schenkt. Wie oft bin ich in einem Urteil gebunden, weil ich denke, dass sich mir etwas quer stellt. Meine Idee wie etwas zu sein hat, mein Wunsch wie etwas sein soll, werden immer wieder an der Natur des Kindes oder des Gartens neu vermessen. Wenn ich loslasse von meinen Ideen und Wünschen, von meinen Vorstellungen und Erwartungen, dann entfaltet sich die Natur des Kindes und auch die Natur des Gartens. Dann erlebe ich die frische, unverbrauchte Seele beider. Etwas wahrhaft Schönes kommt zum Vorschein und beglückt augenblicklich mein Herz. Unerwartet. Unverhofft. Unverblümt. Ungeschminkt. Einfach möglich.
Es lohnt sich, alle Hoffnung dahin fahren zu lassen. Sein
Herz für das Unerwartete zu öffnen, um in seine Seele schauen zu dürfen und sich
damit einen Augenblick der Freude über das schlichte Sein eines Wesens zu
schenken.
Kinder und Gärten schenken dir einmalige Möglichkeiten des
Wachsens und Erwachens in deine wahre
Natur.
7. Juni 2012
Heute weht ein irrer Duft von Rosen, Erde und Wasser durch
meinen Garten. Ich sitze am Tisch und schreibe. Es ist unbeschreiblich. Die
Vögel zwitschern und tirillieren, dass es eine wahre Freude ist. Es will mir
kein klarer Gedanke für ein Konzept hinein kommen. Ich bin erfüllt vom Duften
und Musizieren der Natur. Ausgefüllt bis in die Spitzen meines Seins. Die Sonne
ist hell und doch in ihrer Strahlkraft schwach. Noch regiert der Schatten
meines Gartens und spendet mir liebliche Kühle, die meinen Leib umschmeichelt
und mich munter sein lässt. Die Bienen summen und erfreuen sich mit mir an
dieser Pracht. Kaum ein menschlicher Ton ist zu vernehmen, ab und an hört man
den Motor eines Autos. Dann ist wieder natürliche Stille. Ich bin ganz bei
Sinnen. Ist das Leben, was einen sein lässt? Genießen? Den Luxus des jetzt
nichts tun müssens. Einfach leben können? Sich um nichts wirklich sorgen
müssen? Einfach sein?
Mein Garten ist
kleiner geworden und doch fühle ich mich reicher beschenkt als vorher. Er liegt
in der Stille der Natur und erwartet nichts von mir. Ab und an zupf ich ein
Kräutlein, um der Blumen- und Kräuterpracht Erde und Platz zum atmen zu geben.
Ich gieße ihn und es erfüllt mich jedes Mal der unglaubliche Duft von Wasser
und Erde. Die Frische der Luft, wenn Wasser auf die Erde trifft ist für mich
unvergleichlich. Wer einen Garten hat, der ist reich. Wer im Garten die Schönheit
sieht und das Wunder, das die Natur in ihm vollbringt, der ist reicher noch als
jeder König dessen Kammern mit Gold und Juwelen gefüllt sind. Reicher als jeder
Mensch, dessen Bankkonto prall gefüllt ist. Was der Garten dir gibt, kann
niemand dir nehmen. Gold und Juwelen, Geld auf einem Konto, das kann man dir
nehmen. Doch ein Garten ist überall dort, wo du ihn zu sehen bereit bist.
Selbst wenn der Nachbar einen besitzt, beseelt er dich mit seiner Schönheit,
seinem Strahlen, seinem Sein.
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