Was ich gestern erleben durfte!
... zum Freude leben gehört wohl auch, Freude verbreiten. Solch ein Tag war gestern. Am Samstag rief mich eine Freundin an, um mir zu sagen, dass es in Altlußheim noch einen Platz für eine Messe gäbe, ob ich nicht kommen wolle. Ich wollte es mir überlegen. Ich war müde und kränklich am Samstagabend, doch es begann in mir zu "arbeiten" ... am nächsten Morgen fiel mir das Aufstehen nicht besonders leicht. HalbAcht stand ich endlich auf. 9.30 Uhr müsste ich da sein. Natürlich hatte ich schon am Abend vorher überlegt, was ich mitnehmen wolle, was ich austellen und vorstellen wolle, war die Dekomöglichkeiten durchgegangen. Werbung hatte ich nicht und morgens?... naja ... abwarten und Tee trinken. In den Keller gehen. In meinen Praxisraum. Da schaut mich mein Flipchart an. Kurz vor Weihnachten, als ich nicht sitzen konnte, aber stehen, fing ich an, große Plakate zu malen. Das machte mir Freude, fiel mir leicht und war einfach nur schön. Jetzt kam dieses leichte Gefühl wieder auf. Die Messe heute wäre eine Chance für mich, wieder Klienten zu haben, gar nicht so übel. Ich packte, schrieb mir ein Werbekärtchen, druckte aus, schnitt zu ... ließ mir von meiner Tochter eine Kanne heißes Wasser kochen. Alles war zusammengepackt, musste nur noch ins aAto. Es was Viertel nach neun. Eigentlich viel zu spät resümierte ich, die Autositze müssten noch runter geklappt werden ... da rief mein Mann mir zu, er würde mich hinfahren. Ich nahm schnell mein Pendel, sollte ich wirklich? Es stand eine ziemlich lange Weile still, ich hoffte, es würde weiterhin "nichts" sagen oder ein "NEIN" entstehen. Es pendelte ein gemächliches "JA" - aber ein "JA". Mit Widerwillen beugte ich mich den günstigen Umständen und ließ einmal kurz beiseite, dass ich wohl viel zu spät käme, den Aufbau nicht rechtzeitig packte und dies und das ... Wir fuhren los. Ich bekam einen MegaPlatz in der Halle. Man würde mich sofort sehen, ging man von unten den Gang herauf! Alles war unkompliziert. Ich musste nichts Schweres schleppen. Es war genug Licht in der Halle. Ich bekam noch ein Teeelicht geschenkt, welches ich vergessen hatte, einzupacken. Ich hatte Bedenken. Es würde mich Geld kosten. Die erste Frage, die die Veranstalterin stellte: "Was wollen Sie denn verkaufen?" und dann: " Wissen Sie, die Eintrittskarten sind gleichzeitig Gutscheine, die die Besucher bei Ihnen einlösen können." Na gut! Ich entdecke,dass da noch 2- 3 Leute Bilder anbieten zum Verkauf. Wirklich schöne Bilder. Donner und Gloria! Na dann werd ich Symbole pendeln. Zum Glück kann ich viel!
Naja - langer Rede kurzer Sinn: Ich entschied mich, eines der Bilder, die ich vor Weihnachten malte, gleich mal vornan des Flipcharts aufzuklappen zur freien Sicht und als Einladung an meinen sehr hübschen und eben unprofessionell, provisorischen Stand. Der erste Besucher kam, ein Aussteller. Wir kamen ins Gespräch. Er sprach mich auf mein Bild an und was ich mache. Ich sagte ihm, dass ich Seelenbilder male. Das interessierte ihn und ich zeigte ihm ein weiteres Bild und er sagte: "Jetzt bekomme ich aber Gänsehaut. Ich komm nochmal vorbei." , was er später wirklich tat. Gleich danach hatte ich meinen ersten Auftrag von einem Aussteller und es hörte von 11 Uhr bis zum Schluss um 18 Uhr nicht wieder auf. Ich trank meine Kanne heißen Wassers, dafür sorgte ich. Ich bekam nicht einmal Hunger. Ich nährte die Menschen mit meinen Bildern, mit meinen Worten und dabei mich selbst. Ich trank ihre Freude, ihr "sich gesehen fühlen" --- Ich genoss die Leichtigkeit. Manchmal dachte ich, jetzt wird mir so schwer beim Malen, ich kann nicht mehr!' - und wieder musste ich feststellen, dass die "Schwere" zu dem Menschen gehörte, für den ich malte. Es gab Bilder, die flossen mit Freude und Leichtigkeit aus mir, andere wiesen mir Blockaden und Hindernisse, die die Menschen mit sich trugen --- "Alles spricht. Die Welt spricht.", ging es mir wieder durch den Kopf. Meine tiefste Erfahrung: "Alles spricht!" Es ist meine Welt-Wahrnehmung.
Mit welcher Leichtigkeit es mir immer wieder gelingt, mit den Seelen der Menschen oder den Seelen einer Landschaft in Kontakt zu kommen. Ich wundere mich noch immer darüber. Vielleicht weil es wirklich ein Wunder ist. Es ist als könnte ich nicht anders und doch wundert es mich, dass dies möglich ist. Meine ganze Natur ist ein einziges Gespräch. Dialog reiht sich an Dialog. Gefühl an Gefühl. Es ist nicht immer einfach, das Eigene vom Anderen zu unterscheiden und ich verstehe immer mehr diese Weisheit: "Wie kann ein Mensch auch nur vollkommen glücklich sein, solange ein anderer in seinem Umfeld leidet." - Ich teile das solange ich denken kann, spüre,lebe.
Je mehr ich malte an diesem Tag, umso mehr interessierte die Menschen, was ich sehe, höre beim Malen. Nein, sie dachten ich könnte es gäbe so etwas wie eine Bildinterpretation, doch ich konnte immer nur sagen,was ich "höre" beim Malen. Und ehrlich: es ist verführerisch, interpretieren zu wollen. Natürlich haben Farben eine Aussagekraft, doch ist sie oft ganz unwesentlich ... und doch ist jede Farbe wesentlich, wenn sie das Bild empfängt. Es verändert sofort den Charakter des Bildes, so wie Farben, die wir tragen, etwas Bestimmtes in uns zum Vorschein bringen kann.
Ein Bild war noch nicht ganz fertig, als die Frau wieder vorbei kam und ein wenig enttäuscht fest stellte, dass so gar kein "grün" drin sei, wo sie diese Farbe doch jetzt so sehr liebe. Woran auch immer es lag, gleich danach führten mich meine Hände zu den Grüntönen und es war unglaublich wie dieses Bild plötzlich an Lebendigkeit gewann. Als die Frau wieder kam und das fertige Bild sah, leuchteten ihre Augen, sie strahlten in unglaublicher Schönheit!
Wie viel Traurigkeit es doch gibt, wie viel abgeplagte, müde Seelen, die nach Erfrischung lechzen, nach Trost, nach Freude (emp)finden.
Ich wusste nicht, wie viel ein Bild aus meinen Händen in Menschen verändern kann. Noch staune ich und doch bin ich endlich bereit, diesen Schatz in meinem Innern nicht länger zu verleugnen.
Meine "Seelenbilder" sind nicht so sehr Bilder (d)einer Seele, sondern eher Nahrung für (d)eine Seele. Sie haben mit Kunst auch nicht viel gemein, doch viel mit Lebenskunst ... so war dieses Malen gestern für mich ein ebensolches Geschenk, zu erfahren, womit ich Freude in die Welt geben kann. Nicht jedes Bild gefällt mir absonderlich, das ich für einen anderen Menschen male und jedesmal staune ich, wie sehr es dem anderen gefällt und mitten in seine Seele plumpst, egal was ich denke.
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